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Sägenkamp ohne Wald

Espelkamp beschreibt sich selbst gerne als „Stadt im Grünen“, wenn wir die Stadt mit anderen, älteren Kommunen vergleichen ist dies durchaus so. Allerdings sollte man einen solchen Vergleich anlegen und als Argument nehmen?
Nein! Warum sollen wir die Fehler des Abholzens und vernichten von Grün wiederholen, sind wir als Menschen nicht Lernfähig?

Bedauerlicherweise scheint diese uns gegebene Lernfähigkeit in Espelkamp nicht anzukommen. Wir hören immer wieder die verschiedensten Gründe, warum man die Bäume „bedauerlicherweise entnehmen“ müsste. Ein paar Beispiele:

Das Ärztehaus an der Ostlandstraße:

Es kann den Besuchern nicht zugemutet werden, 50 m Fußweg zurückzulegen. Es wurden ca. 30 Buchen ordnungswidrig gefällt und die Restbestände sterben aufgrund der Flächenversiegelung vor sich hin. Bis heute gibt es natürlich keinen ordentlichen Fahrradstellplatz oder Fußgängerüberweg.

Baugebiete:

Anstatt um die Bäume herum zu Planen werden diese natürlich gefällt. Damit auch alle Autos platz haben, werden Straßen extra breit geplant und mit Parkbuchten versehen. Fußwege sucht man vergebens, die Fußgänger und Radfahrer können gerne Rücksicht auf die Autos nehmen.

 Parkplatz Gauselmann:

Natürlich mitten in den Grünzug geplant, sodass Bäume gefällt werden müssen. Grund: Ein Fußweg von 300 m ist nicht zumutbar.

Planungen zur General-Bishop-Staße:

Ideen außerhalb von Straße breiter gibt es nicht, natürlich geht es hier nur um die armen Radfahrer und Fußgänger und nicht darum, die Straße nochmal breiter zu machen. Deswegen kommt das Ortsschild auch weg und die Geschwindigkeit auf 100 freigegeben, natürlich kommen auch Bäume weg, da lässt man sich nicht lumpen!

Planungen zum neuen Krankenhaus

Hier haben wir einen besonders irren Punkt, es handelt sich um einen 200 Jahre alten Wald, der die letzten 20 Jahre quasi komplett in Ruhe gelassen wurde. Der Wald befindet sich in einem natürlichen Umbruch in einen Laubmischwald. Das aber kein Grund für Stadt und Kreis, da ein Krankenhaus drüber zu planen.
Wir haben Unmengen versiegelter Flächen, überwirtschaftete Ackerflächen. Natürlich muss man dann 10ha Wald vernichten. Welche andere Lösung könnte es nur geben? In Espelkamp kennen wir keine!

Es folgt in Espelkamp immer demselben Denkmuster, egal wie wir planen: Die Bäume müssen weg!

Anhand von Luftbildern kann man sich den Flächenfraß, der in Espelkamp immer direkt auch das Vernichten von Wald- und Grünflächen bedeutet ansehen. Gerne wird argumentiert: „Wir pflanzen ja an anderer Stelle neu“ – Das bringt Lokal rein gar nichts und ist ein zweifelhaftes Argument.

Alte Bäume sind CO₂ Speicher, junge Bäume emittieren mindestens 20 Jahre lang mehr CO₂ als sie aufnehmen, erst hiernach dreht sich die Bilanz. Zumal wir mittlerweile aktiv Anpflanzungen wässern müssen, damit diese nicht sofort wieder vertrocknen. Das komplette neu gepflanztes Straßengrün würde in freier Natur direkt sterben!

Gefällte Bäume werden oft verbrannt, liebevoll genannt „thermisch Endverwertet“. Dadurch wird das komplette gespeicherte CO₂ inklusive Stäuben und Giftstoffen in die Atmosphäre gepustet. Der klimatische Effekt ist somit sogar negativ. Aus diesem Grund planen wir natürlich auch eine Hackschnitzelverbrennung. Weil Holz haben wir ja mehr als genug zum Verbrennen.

Holz verbrennen ist weder ökologisch noch nachhaltig, es ist das endgültige Vernichten einer wichtigen Ressource!

Wir feiern in Kürze eine Dekade Dürre, durch die globale Erwärmung wird dies auch jedes Jahr schlimmer, es wird trockener, heißer und auch für Menschen bedeutend unangenehmer. In den letzten acht Jahren Dürre wurden 39 Milliarden Tonnen Grundwasser in Deutschland nicht gebildet, Brandenburg entwickelt sich zur Wüste.

Es wird gemessen, protokolliert und auf einer eigenen Webseite dargestellt vom Helmholz-Institut: https://www.ufz.de/index.php?de=37937 – Konsequenzen ziehen wir aber natürlich nicht.

Wir müssen aber gar nicht so weit schauen, der Blick in den eigenen Garten reicht ja schon. Ohne aktives Wässern im Sommer stirbt hier auch nach und nach alles ab. Braune tot gebrannte Idylle!

Jeder gefällte Baum ist einer, der wahrscheinlich nicht nachwachsen wird, der keinen Schatten spendet, der nicht die Bodenerosion verhindert. Totholz muss an Ort und Stelle bleiben und so für Feuchtigkeit sorgen. Gerade in jetzt konsequente abholzen ein direkter Angriff auf zukünftige Generationen und ein Frevel der an gesunden Menschenverstand zweifeln lässt.

Es gibt hier, aus meiner Sicht, keine validen Argumente mehr, warum man Wald oder Straßengrün vernichtet. Alles was wir heute vernichten, ist endgültig verloren.

Hört auf Bäume zu fällen, plant um die Restbestände herum und nehmt die globale Erwärmung endlich Ernst!